Der Aufbau öffentlicher Ladeinfrastruktur in Deutschland schreitet weiter dynamisch voran. Nach Auswertungen von CHARGING RADAR sind in den ersten neun Monaten 2021 rund 13.400 neue Ladepunkte errichtet worden. Somit sind in Deutschland Ende September 2021 gut 61.800 öffentliche Ladepunkte verfügbar.
Dabei dominiert klar die AC-Ladeinfrastruktur (bis 22 kW), die an über 80% der Ladestandorte zu finden ist.
Die schnelleren DC-Multicharger finden sich immerhin schon an 14% der Ladestandorte. Reine DC-Standorte sind noch die Minderheit. Allerding schreitet deren Ausbau in den letzten zwei Jahren überproportional schnell voran. Zudem finden sich an diesen Standorten oftmals auch mehrere der sogenannten HPC-Ladepunkte, die ein besonders schnelles Aufladen mit Ladegeschwindigkeiten von bis zu 350 kW ermöglichen.
Abbildung 1: Standorte nach Stromart
Das Testfeld besteht aus den Ladediensten des letzten eMobility Excellence MSP-Vergleichs, ergänzt um einige innovative Newcomer und den Ladediensten weiterer Fahrzeughersteller, um die dynamische Entwicklung des Lademarkts abzubilden.
In Summe zeigt sich im eMobility Excellence App-Vergleich ein überwiegend positives Bild der digitalen Touchpoints beim Laden. Zwar wurde nur einmal die Gesamtnote “sehr gut” vergeben, aber von den 20 getesteten Apps schnitt mehr als die Hälfte mit der Note “gut” ab. Im Detail weisen die Apps aber durchaus Unterschiede im Hinblick auf ihre Funktionalität und Nutzerfreundlichkeit (nicht wertungsrelevant) auf. So zeigt selbst der Testsieger “Einfach Strom Laden” von Maingau Energie Schwächen bei der Anzeige der Preise, die hier sehr versteckt gehalten sind.
Auffallend auch, dass die Lade-Apps der Fahrzeughersteller zwar allgemein einen hohen Funktionsumfang besitzen und entsprechend gute Platzierungen einfahren, jedoch insbesondere bei den Funktionen Bezug auf das Laden selbst Verbesserungspotenzial zeigen. Das Problem haben die OEMs bereits erkannt und arbeiten bereits an neuen Funktionen und einer erleichterten Bedienung, die demnächst im Zuge neuer App Releases verfügbar sein werden.
Um den Funktionsumfang der Apps zu bewerten und miteinander zu vergleichen, wurden eine Bewertungsmatrix und ein standardisiertes Testprozedere erarbeitet. Im Fokus steht dabei die Funktionalität der Apps, nicht das Bedienkonzept und die Nutzerfreundlichkeit. Die Bewertung der Funktionalität erfolgt anhand der folgenden Kriterien: Stationsinformationen, Vorauswahl und Filter, Funktionsumfang, Stationsverfügbarkeit, Nutzerfeedback. Ergänzend dazu wurde auch getestet, wie einfach und zuverlässig die Registrierungs- und Abrechnungsprozesse gestaltet sind.
Für jedes Kriterium wurden Merkmale definiert, die im Rahmen des Vergleichs getestet worden sind. Entscheidend hierbei war, ob eine App, die Merkmale aufweisen konnte und in welcher Ausprägung.
Stationsinformationen:
Hier geht es um die grundlegenden Funktionen einer Lade-App: Sind die Adresse, der Betreiber und die Öffnungszeiten der Ladestationen korrekt angegeben? Gibt die App Hinweise zur Anfahrt an die Ladestation und werden weiterführende Standortinformationen (z.B. Restaurant oder Spielplatz in der Nähe) angezeigt? Welche Anschlüsse, welche Stecker und welche Ladeleistung sind vorhanden? Gibt es aktuelle Preisinformationen? Das Kriterium Standortinformationen erfährt eine Gewichtung von 20%.
Abbildung 3: Kriterien der Stationsinformationen
Grundsätzlich gibt sich keine der Apps bei den Standortinformationen eine Blöße. Die wichtigsten Informationen zur Adresse, Anschlüssen und Steckern, der maximal verfügbaren Ladeleistung und dem Betreiber finden sich bei allen Apps. Nachholbedarf gibt es hingegen bei der Anfahrtsbeschreibung und weiterführenden Standortbeschreibungen sowie vereinzelt auch bei der Anzeige der Öffnungszeiten und bei der Angabe von Preisen. Mit hauch dünnem Vorsprung sichert sich Einfach Strom Laden den Sieg in dieser Kategorie. Schlusslicht bei den Standortinformationen bildet Punktladung.
Vorauswahl und Filter:
Gerade im e-mobilien Alltag sind umfangreiche Filterfunktionen in den Apps Gold wert, um schnell die zur jeweiligen Situation passende Ladestation zu finden. Daher wurde geprüft, ob sich die Ladestationen auch nach technischer Ausstattung, Betreiber, Öffnungszeiten, weiteren Standortinformationen sowie ihrem aktuellen Belegungs- und Funktionsstatus filtern lassen. Dieses Kriterium ist mit einer Gewichtung von 25% in die Gesamtwertung eingeflossen.
Abbildung 4: Kriterien der Vorauswahl und Filter
Hier zeigt sich ein durchwachsenes Bild im Testfeld. Filtermöglichkeiten nach Ladeleistung und Anschlüssen/Steckertypen bieten mittlerweile fast alle Apps. Nach Betreibern, Öffnungszeiten sowie der Verfügbarkeit zu filtern ermöglichen aber nur wenige der Apps. Eine Filtermöglichkeit nach weiterführenden Standortinformationen bietet bis auf E.ON Drive keine App. JuicePass und mobility+ ermöglichen den Nutzern die umfangreichsten Filtermöglichkeiten. Die wenigsten Filtermöglichkeiten bietet die Elvah App. Allerdings verfolgt Elvah bei der Filterung auch einen gänzlich anderen Ansatz. Die App filtert automatisch in Abhängigkeit des hinterlegten Fahrzeugs und der aktuellen Verfügbarkeit von Ladestationen.
Funktionsumfang:
Anhand dieses Testkriteriums wurde geprüft, wie es um Komfort und Kontrolle bestellt ist: Lassen sich mehrere E-Autos in der App hinterlegen? Gibt es eine Ladestoppplanung für die gewünschte Route und bietet die App eine Navigationsmöglichkeit zu den Ladestationen? Lässt sich die App via Apple CarPlay & Co. Leicht in das Infotainmentsystem des Fahrzeugs einbinden und so während der Fahrt bequem nutzen, ohne ständig zum Smartphone greifen zu müssen? Lässt sich der Ladevorgang per App steuern, und gibt’s Push-Nachrichten zum aktuellen Ladestatus? Hilft die App bei der Prognose der Ladekosten? Der Funktionsumfang fließt mit 25% in die Gesamtwertung ein.
Abbildung 5: Kriterien des Funktionsumfangs
Beim Funktionsumfang trumpfen die Apps der Fahrzeughersteller auf. So räumt Mercedes Me in dieser Kategorie sogar die volle Punktzahl ab. Aber auch die Apps der anderen Fahrzeughersteller liefern in dieser Kategorie eine solide Vorstellung. Bei den freien Ladediensten überzeugen hier insbesondere Plugsurfing, JuicePass und Shell Recharge. Die Apps von EWE Go, Ladenetz.de, E.ON, GP Joule und Lichtblick bieten beim Funktionsumfang am wenigsten.
Verbesserungsbedarf besteht bei fast allen Apps allerdings bei so alltagsrelevanten Punkten wie der Prognose der Ladekosten und der Ladestoppplanung. Diese Funktionen sind heute zumeist noch die Domäne von Spezial-Apps (siehe auch den Abschnitt später im Text). Auch die sicherheitsrelevante Integration ins Fahrzeug (z.B. via Apple CarPlay) ist bei vielen Apps noch nicht möglich.
Stationsverfügbarkeit:
Informationen zur Echtzeitverfügbarkeit von Ladestationen sind gerade in Stoßzeiten besonders relevant für E-Autofahrer:innen. Denn besonders ärgerlich ist es, wenn die Ladestation gerade dann belegt ist, wenn Sie laden wollen. Neben der Anzeige der aktuellen Verfügbarkeit, wagen manche Apps anhand typischer Nutzungsmuster einen Blick in die Zukunft und liefern eine Prognose zum wahrscheinlichen Belegungsstatus bei Ihrer Ankunft. Oder sie nennen Ihnen direkt passende Alternativen in der unmittelbaren Umgebung. Die Gesamtnote wird zu 10% von der Stationsverfügbarkeit beeinflusst.
Abbildung 6: Kriterien der Stationsverfügbarkeit
In dieser Kategorie bieten erneut Apps der Fahrzeughersteller am meisten: Mercedes Me und Porsche Charging Service erhalten die volle Punktzahl. Dicht gefolgt von Einfach Strom Laden, DKV Card +Charge und FahrStrom. Auf dem letzten Rank die App von Ladenetz.de, die die Nutzer:innen zur Stationsverfügbarkeit im Dunkeln lassen. Ladenetz hat die Defizite erkannt und arbeitet derzeit an einem umfassenden Relaunch der App.
Nutzerfeedback:
Die E-Mobility Szene ist sehr aktiv und viele E-Autofahrer:innen teilen Erfahrungen und Tipps mit anderen Nutzer:innen. Einige Apps bieten die Möglichkeit, Feedback zur Ladestation/-erlebnis in ganz unterschiedlicher Form zu hinterlassen. So lassen sich aus Bewertungen, Kommentaren und Fotos anderer Nutzer oftmals wertvolle Informationen über Besonderheiten der jeweiligen Ladestationen gewinnen. Auch dieses Kriterium fließt mit 10% in das Gesamtergebnis ein.
Abbildung 7: Kriterien des Nutzerfeedbacks
Hier zeigen die Apps ein sehr unterschiedliches Bild. In den meisten Lade-Apps spielt Nutzer-Feedback (noch) keine Rolle. Wie man gekonnt Nutzer-Feedback aus der Community integriert, zeigt der Testsieger Einfach Strom Laden. Aber auch ChargePoint und Plugsurfing und mit Einschränkungen auch der Porsche Charging Service und Elvah bieten Raum für hilfreichen Input und Bewertungen zu Ladestandorten aus der Community.
Registrierung und Abrechnung:
Zu guter Letzt wurde untersucht, wie umständlich oder einfach die Registrierung und die Aktivierung der Lade-Apps vonstattengeht. Gibt es verschiedene Optionen zu zahlen, etwa per Kreditkarte, Bankeinzug oder Rechnung? Stellt die App Rechnungen und die Ladehistorie bereit?
Ebenfalls zu 10% beeinflusst die Registrierung und Abrechnung die Gesamtnote der jeweiligen Apps.
Abbildung 8: Kriterien zur Registrierung und Abrechnung
Beim Thema Registrierung und Abrechnung zeigt sich ein durchweg positives Bild. In den meisten Fällen, sind die User-Accounts in den Apps schnell eingerichtet. Einzig die DKV Card +Charge App ist hier eine unrühmliche Ausnahme, da der Registrierungsprozess hier sehr komplex gestaltet ist. Auch die Apps der Autohersteller zeigen hier Verbesserungsbedarf. Oftmals muss hier neben dem Fahrzeug (durch Eingabe der Fahrgestellnummer) auch noch der Ladevertrag in der App hinterlegt werden. Wünschenswert wären auch mehr Optionen bei den Bezahlmöglichkeiten vieler Apps. Die Anzeige der Ladehistorie und der zugehörigen Rechnungen bieten aber erfreulicherweise alle getesteten Apps.
Notenschlüssel
In Summe können maximal 100 Punkte über alle Testkategorien hinweg erzielt werden. Zur Besseren Einordnung der jeweiligen Testergebnisse werden die Punktergebnisse in eine Schulnotenlogik übersetzt. Die Zuordnung der Schulnoten zu den Punktergebnissen zeigt folgender Notenschlüssel:
Lade-Apps der freien Anbieter
Sehr gut
Platz 1: Einfach Strom Laden (Maingau) – 82/100 Punkten
Der Testsieger liefert in allen Testkriterien solide Ergebnisse und überzeugt vor allem in den Kriterien Stationsinformationen und Nutzer-Feedback. Auch die Registrierungs- und Abrechnungsprozesse sind vorbildlich gelöst. Die Anzeige der Ladekosten an einer Station sind hingegen etwas versteckt gehalten (Ladestation anwählen, Stationsdetails anzeigen, Ladepunkt anwählen). Weiteres Verbesserungspotenzial gibt es auch bei Prognose der Ladekosten, einer integrierten Ladestoppplanung und der Fahrzeugintegration via Apple CarPlay und Android Auto. Maingau entwickelt derzeit ein neues App-Backend, um die Performance weiter zu steigern.
Gut
Platz 2: Plugsurfing – 80/100 Punkten
Plugsurfing bietet als zweitplatzierte App ebenfalls alles was E-Aufahrer:innen im Alltag benötigen. Besonders positiv sind die Fülle an Funktionen und Informationen sowie die Einbindung der Community durch Bewertungsfunktionen und Bildern der Ladestationen. Auch hier sind die Registrierung und Abrechnung leicht verständlich und transparent gestaltet. Leider fehlt die Möglichkeit nach Öffnungszeiten zu filtern. Auch die Prognose der Ladekosten sucht man vergeblich. Eine Ladestoppplanung ist zwar vorhanden (nur in der iOS Version), diese erwies sich im Test aber als störrisch.
Gut
Platz 3: mobility+ (EnBW) – 73/100 Punkten
Auch die mobility+ App überzeugte im Test. Auf der Habenseite stehen ein großer Funktionsumfang inkl. einer übersichtlichen Tarif- und Angebotsübersicht. Auch die vielfältigen Filterfunktionen gefallen. Auch hier sind die Registrierung- und Abrechnungsprozesse vorbildlich gelöst. Leider fehlt die Einbindung von Nutzer-Feedback gänzlich. Weitere Kritikpunkte sind die im Test nicht funktionierende Ladestoppplanung sowie das Fehlen einer Ladekostenprognose und die Möglichkeit zur Fahrzeugintegration über Apple CarPlay und Android Auto. Ausblick: EnBW arbeitet derzeit an der Funktion AutoCharge, die es ermöglichen wird, an EnBW Ladestationen den Ladevorgang durch einfaches Einstecken des Ladesteckers ins Auto automatisch zu starten. Hierfür ist nur eine einmalige Registrierung in der App nötig.
Gut
Platz 4: Enel X JuicePass – 72/100 Punkten
Auf Platz vier: Die JuicePass App von Enel X. Auch sie bietet einen großen Funktionsumfang und viele Möglichkeiten zur Vorauswahl und zum Filtern nach den eigenen Bedürfnissen. Ebenfalls lobenswert ist die Integrationsmöglichkeit ins Fahrzeug über Apple CarPlay. Negativ fallen auf, dass es keine Möglichkeit zum Nutzer-Feedback gibt. Auch mehr Bezahlmöglichkeiten wären wünschenswert. Nicht wertungsrelevant, aber im alltäglichen Gebrauch nervig: Für die Auswahl der Ladepunkte auf der Karte muss man die Ladekarte stark vergrößern, um einen Ladepunkt anzuwählen.
Gut
Platz 5: ChargePoint – 70/100 Punkten
Die ChargePoint App punktet bei den Stationsinformationen und dem Funktionsumfang. Auch die Integrati-on von Nutzer-Feedback über Kommentare und Fotos sowie die Apple CarPlay Integration fallen positiv ins Gewicht. Weiterhin überzeugt die schnelle Anzeige der Ladeaktivität in der App, um den aktiven Ladevor-gang zu verfolgen. Verbesserungswürdig hingegen sind das Fehlen der Öffnungszeiten von Ladestationen und der Filter nach Ladeleistung.
Gut
Platz 6: Shell Recharge – 70/100 Punkten
Die App von Shell Recharge punktet vor allem in den alltagsrelevanten Kategorien Stationsinformationen, Vorauswahl & Filter und dem Funktionsumfang. Besonders positiv: die Prognose der Ladekosten. Bei anderen sinnvollen Funktionen für den e-mobilen Alltag patzt die App aber leider. So fehlen sowohl eine Ladestoppplanung als auch die Integrationsmöglichkeit ins Fahrzeug. Auch Nutzer-Feedback berücksichtigt Shell Recharge leider nicht. Einen weiteren Kritikpunkt hat Shell bereits erkannt: Zukünftig wird es auch digitale Ladekarten geben, so dass Kunden sofort mit dem Laden beginnen können. Derzeit ist das Laden mit der App ist erst nach Erhalt der Ladekarte möglich (Versand ca. 3-5 Werktage). Weitere Punkte auf der Entwicklungs-Roadmap sind: die Integration von Home Chargern, ein intelligenter Routenplaner sowie die Einbindung ins Auto über Android Auto und Apple CarPlay.
Gut
Platz 7: DKV Card +Charge (innogy eCharge+) – 68/100 Punkten
Die Domäne der DKV Card +Charge App sind die Fülle an Stationsinformationen und umfangreiche Möglichkeiten zur Vorauswahl und zum Filtern. Nicht wertungsrelevant, aber besonders für Fahrer von PHEVs und Dienstwägen interessant sind die Integration der DKV Tankkarte mit zusätzlichen Services (z.B. Autowäsche) in die übersichtlich gestaltete App. Nachholbedarf besteht hingegen bei der Prognose der Ladekosten, der Ladestoppplanung sowie der Integration ins Fahrzeug und von Nutzer-Feedback. Besonders negativ viel im Test zudem die umständliche Registrierung auf. Sicher alles Punkte, die auf der Liste für den für Anfang 2022 geplanten App Relaunch stehen werden.
Befriedigend
Platz 8: Elvah – 56/100 Punkten
Die App von Elvah gefällt mit einer einfachen Registrierung, unterschiedlichen Bezahlmöglichkeiten, guter Kartendarstellung, übersichtlicher Ladestatistik und hilfreichen Empfehlungen zur Ladestationen (z.B. nächste Ladestation, Schnellladestation in der Nähe etc.). Dabei geht Elvah, wie auch bei ihrem Preismodell (Lade-Flatrate), eigene, innovative Wege und wird bei Neueinsteigern in die Welt der Elektromobilität sicher viele Freunde finden. Vor allem versierte Nutzer:innen vermissen aber individuelle Filtermöglichkeiten (z.B. nach Ladeleistung, Betreiber, Öffnungszeiten). Auch beim Funktionsumfang gibt es noch Lücken. So fehlten bspw. zum Testzeitpunkt die Funktionen der Ladestoppplanung und die Fahrzeugintegration.
Befriedigend
Platz 9: E.ON Drive (E.ON) – 53/100 Punkten
Positiv: Die E.ON Drive App ist in die Jahre gekommen. Zwar bietet die App viele Stationsinformationen, aber in den restlichen Testkategorien bietet sie nur Mittelmaß. So fehlen hilfreiche Funktionen wie das Filtern nach freien Stationen und Öffnungszeiten. Auch die praktische Auswahl des eigenen Fahrzeugs zur automatischen Anpassung von Filtern ist nicht vorhanden. Wünschenswert wären auch eine Ladestoppplanung, die Integrationsmöglichkeit ins Fahrzeug und mehr Auswahl bei den Bezahlmöglichkeiten. Auch Nutzer-Feedback gibt es heute noch keins. Ebenfalls ein Anachronismus: Das Laden ist erst nach Vertragsbestätigung möglich (1 Tag nach Registrierung). Immerhin glänzt die App mit einer leichten und intuitiven Bedienung (nicht wertungsrelevant).
Befriedigend
Platz 10: FahrStrom (Lichtblick) – 53/100 Punkten
Die FahrStrom App punktet bei den Kriterien Stationsinformationen und Stationsverfügbarkeit. Insbesondere die Verfügbarkeitsprognose sticht positiv hervor. Auch die Registrierung- und Abrechnungsprozesse sind kundenfreundlich gestaltet. Bei den Filtermöglichkeiten und dem Funktionsumfang gibt es aber Nachholbedarf. Auch die Integration von Nutzer-Feedback gibt es bislang nicht.
Einige der Kritikpunkte werden sicher bald behoben sein. Lichtblick arbeitet derzeit an einem Relaunch der App mit dem Ziel, die Performance und das Bedienkonzept zu verbessern. Auch ein stärkerer Fokus auf einen klimaneutralen Lifestyle durch Bündelung der Themen Mobilität, Energie und Kompensation steht im Lastenheft.
Befriedigend
Platz 11: Connect (GP Joule) – 51/100 Punkten
Die Connect App hat ihre Stärken vor allem bei der Stationsverfügbarkeit. Neben der Anzeige von Live-Verfügbarkeitsinformationen verdient vor allem die Verfügbarkeitsprognose Erwähnung. Bei den Filteroptionen und dem Funktionsumfang lässt die App jedoch Federn. So sind bspw. die in der Praxis sinnvollen Filter nach Ladeinfrastrukturbetreibern (CPOs) und dem Belegungs-/Funktionsstatus nicht möglich. Nutzer-Feedback gibt die Connect App ebenfalls nicht wieder.
Befriedigend
Platz 12: Stadtwerke München (Ladenetz.de) – 50/100 Punkten
Bei der Ladenetz App stehen umfangreiche Stationsinformationen und gute Registrierungs- und Abrechnungsprozesse einer ganzen Reihe von Schwachstellen gegenüber. So ist der Funktionsumfang in Summe gering und grundlegende Funktionen fehlen teilweise ganz. Besonders ärgerlich: Nur bei wenige Ladestationen lässt sich der Ladevorgang über die App initiieren (Remote Start), oftmals ist die Ladekarte zwingend zum Freischalten der Ladestation notwendig. Auch hier keine Integration von Nutzer-Feedback. Das Team von Ladenetz weiß um die Defizite und arbeitet derzeit an einem umfassenden Relaunch der App mit vielen nützlichen Features wie Routenplanung, Integration von Bonusprogrammen und Apple CarPlay Kompatibilität. Der Release-Termin ist für Ende des Jahres geplant.
Befriedigend
Platz 13: Punktladung (EWE Go) – 44/100 Punkten
Leider keine Punktlandung für die Punktladung App. In keiner der Testkategorien kann sich die App hervortun. Besonders ärgerlich ist das Fehlen transparenter Preisangaben an den jeweiligen Ladestationen. Auch der Funktionsumfang lässt zu wünschen übrig: eine Fahrzeugauswahl wie auch Push Notifications aufs Smartphone fehlen. Bei dem Großteil der anderen Apps sind diese Funktionen längst Standard. Die Registrierung verlangt im Vergleich mit den besten Apps mehr Aufwand, das Laden per App ist erst nach Erhalt der physischen Ladekarte möglich und für die Abrechnung besteht nur eine Bezahlmöglichkeit. Nicht wertungsrelevant, aber ärgerlich: Während dem Testzeitraum gab es über einen längeren Zeitraum Server-Probleme, weshalb das Laden bzw. die Nutzung nicht möglich waren.
Lade-Apps der Autohersteller
Gut
Platz 1: Mercedes Me – 78/100 Punkten
Getreu des Mercedes Mottos „Das Beste oder Nichts“ erklimmt die Mercedes Me App die Spitzenposition bei den Lade-Apps der Automobilhersteller. In gleich drei der sechs Testkategorien erreicht die App die volle Punktzahl: Funktionsumfang, Stationsverfügbarkeit und Registrierung & Abrechnung sind vorbildlich gelöst. Auch die vielfältigen Stationsinformationen können sich sehen lassen. Lediglich mehr Hinweise zur Anfahrtsbeschreibung und weiterführende Standortinformationen fehlen, um auch hier die volle Punktzahl zu erreichen. Als Schwachpunkt der App erweisen sich die unzureichenden Filtermöglichkeiten. So kann zwar nach Ladeleistung, nicht aber nach dem Steckertyp, dem Betreiber und den Öffnungszeiten gefiltert werden. Die Kategorie Nutzer-Feedback ist ebenfalls noch ausbaubar. Zwar können Nutzer:innen eine Bewertung für eine Ladestation abgeben, nicht aber Kommentare oder Fotos hinterlassen. Kleine, aber nicht wertungsrelevante Schönheitsfehler am Rande sind das wenig ansprechende Design der Lade-Map und die vergleichsweise langen Reaktionszeiten der App.
Gut
Platz 2: Porsche Charging Service – 77/100 Punkten
Auf dem zweiten Platz findet sich die App des Porsche Charging Service. Sie überzeugt in allen Testkategorien mit guten bis sehr guten Ergebnissen, kann bei der Stationsverfügbarkeit sogar die volle Punktzahl einfahren. Besonders hervorzuheben sind gute Detailinformationen zu den Ladestationen inkl. Bildern. Zwar nicht wertungsrelevant, aber im Alltag äußerst angenehm ist die gute Performance der App. Bei den Filtermöglichkeiten fehlen die Filter nach Betreibern und den Öffnungszeiten. Auch eine Prognose der Ladekosten suchen Nutzer:innen vergeblich und beim Nutzer-Feedback gibt es noch keine Möglichkeit zur Bewertung der Stationen. Kritik am Rande: In den App Stores finden sich viele unterschiedliche Porsche Apps (mit unterschiedlichen Funktionen), die Porsche Charging Service App selbst ist aber nicht Porsche gebrandet, was zu Verwirrung führen kann.
Gut
Platz 3: BMW Charging i.V.m. myBMW – 75/100 Punkten
Auch die BMW Charging App mischt ganz vorne mit und belegt den dritten Platz im Vergleich der Lade-Apps der Autohersteller. Ihre Stärken liegen in den umfangreichen Stationsinformationen, dem hohen Funktionsumfang und der einfachen Registrierung & Abrechnung. Für eine bessere Platzierung fehlen vor allem ein Filter zum Belegungs- und Funktionsstatus der Stationen und eine Prognose der Ladekosten. Außerhalb der Wertung gefallen auch hier die gute Performance und das verständliche Bedienkonzept der App, auch wenn die Gestaltung der Ladepunkte übersichtlicher ausfallen könnte (Markierungen der Ladestationen sind sehr groß). Das volle Potenzial der BMW Charging App kann nur in Verbindung mit der myBMW App genutzt werden, weshalb BMW derzeit an einer schrittweisen Migration von Ladefunktionen in die myBMW App arbeitet. Auch neue Funktionen wie eine intelligente Routenplanung und das vereinfachte Starten von Ladevorgängen wird Teil des Updates sein.
Gut
Platz 4: Charge myHyundai – 75/100 Punkten
Mit minimalem Abstand, aber nach Rundung gleichem Punktestand folgt die Charge myHundai App. Auch sie vereint detaillierte Stationsinformationen, einen hohen Funktionsumfang und die intuitive Registrierung & Abrechnung zu einem runden Gesamtangebot. Auch hier fehlen Filter zum Belegungs- und Funktionsstatus der Stationen und der weiterführenden Standortinformationen, die Prognose der Ladekosten, die Anzeige zusätzlicher Lademöglichkeiten sowie eine Verfügbarkeitsprognose.
Gut
Platz 5: WeCharge i.V.m. WeConnect ID – 69/100 Punkten
Die Stärken der WeCharge App liegen klar auf den Stationsinformationen, wo besonders die klare Darstellung der Preisstruktur überzeugt. Aber auch Vorauswahl und Filter sowie der gute Funktionsumfang wissen zu gefallen. Punktabzüge gibt es für fehlende Features zur Stationsverfügbarkeit und beim Nutzer-Feedback. Nicht wertungsrelevant, aber für Nutzer:innen verwirrend: In den App Stores finden sich Viele unterschiedliche VW Charging Apps.
Befriedigend
Platz 6: Charge&Fuel (LogPay/Volkswagen Financial Services) – 60/100 Punkten
Auf der Habenseite steht das Vorhandensein aller grundlegenden Funktionen. Besonders praktisch für Sparfüchse ist der Filter für „kostenlose Laden“. Andererseits muss dafür auf einen Filter nach Betreibern verzichten. Im Soll stehen ein recht komplizierter Registrierungsprozess, der die Bestellung einer Ladekarte voraussetzt und eine Fahrzeug ID benötigt. Zudem fehlt auch jegliche Integration von Nutzer Feedback.
Neben den Ladediensten im eMobility Excellence App-Vergleichs nutzen E-Autofahrer:innen häufig unabhängige Apps (Spezial-Apps), die besondere Funktionen bieten und dadurch entweder Lücken der Ladedienste oder zusätzliche Mehrwerte bieten.
Lücken in der Abdeckung werden vor allem durch Community-Apps geschlossen, die über die Erfassung durch ihre Nutzergemeinschaft (Community) jede auch nur temporäre, private oder unter komplexen Bedingungen nutzbare Ladestation verzeichnen. Diese Apps sind nur so gut wie die Community aktiv ist und können Defizite in der Aktualität aufweisen.
Zusätzliche Mehrwerte von Spezial-Apps sind zum Beispiel eine unabhängige Ladestopp-Planung, transparenter Preisvergleich oder Loyalitätsprogramme. Routing-Apps bieten unabhängig vom Roaming-Angebot eines Ladedienstes ein Routing über mehrere Ladestopps. Hier tummeln sich mittlerweile mehrere Anbieter im Markt. Auch der Tarifvergleich an der Ladestation ist ein Schwerpunkt von Spezial-Apps, da Ladeanbieter grundsätzlich nur ihre eigenen Tarife anzeigen wollen, die Preisunterschiede zwischen den Anbietern aber sehr groß sein können. Unsere Aufstellung zeigt die Schwerpunkte einiger beliebter Spezial-Apps. Eine detaillierte Bewertung der Spezial-Apps wurde nicht vorgenommen.
Der öffentliche Lademarkt wächst rapide. Mit ihm wächst auch das Angebot an Ladediensten und Spezial-Apps.
Der Vergleich hat gezeigt, dass sich mit den bestehenden Lösungen der e-mobilie Alltag bereits gut bestreiten lässt. Die Leistungsdichte der Apps ist hoch und die Unterschiede liegen oft im Detail. Aufgrund der teilweise erheblichen Preisunterschiede der einzelnen Ladedienste werden die E-Autofahrer:innen auch zukünftig noch unterschiedliche Apps zum Laden nutzen.
Spezial-Apps sind mit ihren hoch spezialisierten Funktionen oftmals eine sinnvolle Ergänzung beim Preisvergleich, zur automatischen Ladestopp-Planung oder als Zugang zu E-Mobility Communities. Sie übernehmen so wichtige Funktionen, um den E-Auto-Alltag einfacher zu machen und sind teilweise auch gut ins Fahrzeug über Apple CarPlay, Google Auto oder Alexa Auto integriert.
Doch auch die Apps der Ladedienste integrieren immer häufiger die Funktionen von Spezial-Apps. Somit bleibt auch der Markt für Lade-Apps genauso dynamisch wie der Lademarkt an sich.
